Auch wenn man es nicht glauben möchte, es ist immer wieder eine Überwindung! Obwohl ja eigentlich schon eine gewisse Routine einkehren sollte. Möchte man zumindest meinen. Jeden Tag gehe ich herunter zum Wolfgangsee, sammle kurz meine Gedanken und gehe schwimmen. Und das an 365 Tagen im Jahr. Ja, richtig gehört! Ich schwimme jeden einzelnen Tag des Jahres im Wolfgangsee. Und ich bin bei weitem nicht der einzige. Viele, na ja, um bei der Wahrheit zu bleiben, so manche Einheimische rund um den See, tun es mir gleich. Sommer wie Winter, bei Sonnenschein, Regenschauern und natürlich auch wenn uns Frau Holle ihre weiße Pracht vom Himmel schneien lässt. Für ‚Uneingeweihte’, also für diejenigen, die noch nicht an den Anblick von Badehosen und –anzügen gewöhnt sind, mag es schon ein sehr eigenartiger Anblick sein, wenn sie, dick eingepackt, von Menschen gegrüßt werden, die gerade aus dem dampfenden See steigen und sich schnell abtrocknen. Doch wir, die wir dieser Leidenschaft seit vielen Jahren nachgehen, wir schwören darauf. Als Jungbrunnen ebenso wie als Methode der Abhärtung. Denn Verkühlungen, Erkältungen oder gar eine Grippe habe ich schon lange nicht mehr gehabt. Das kommt bei uns so gut wie gar nicht vor. Aber alles der Reihe nach. Sicherlich haben Sie viele Fragen.
Baden im Winter?
Winterbader gibt es auf der ganzen Welt und seit vielen Jahrhunderten. Schon von Wolfgang von Goethe ist überliefert, dass er sich regelmäßig ein Loch ins Eis schlagen ließ, nur um ein kurzes Bad zu nehmen. Natürlich nicht am Wolfgangsee, aber auch hier gibt es diese ‚Verrücktheit’, wie es manche nennen würden, schon seit mehreren Generationen. Bei mir persönlich hat es, wie bei den meisten, damit begonnen, dass ich im Sommer ein leidenschaftlicher Seegänger war (und immer noch bin) und mich mit dem Ende der Saison im September einfach nicht mehr abfinden wollte. Täglich habe ich meinen letzten Badetag hinausgeschoben, bin immer und trotz sinkender Temperaturen in den See gesprungen. Bis es irgendwann klar war, dass ich, die notwendige Überwindung und Willensstärke vorausgesetzt, dies das ganze Jahr über tun könnte. Mittlerweile bin ich seit gut 10 Jahren dabei und sollte es sich einmal einen Tag nicht ausgehen, dass ich mich in die kühlen (!) Fluten stürze und ein paar Tempi schwimme, dann werde ganz unruhig. Ein guter Tag beginnt immer mit einem Bad im See. Das gehört für mich zu meiner Routine, wie des Amen im Gebet.
Natürlich kommt immer wieder die Frage, ob es denn nicht gefährlich sei, seinen Körper solchen Temperaturen auszusetzen. Die ganz großen Risiken sehe ich hier eigentlich nicht. Natürlich ist es ratsam, sich vorab mit einem Arzt abzusprechen. Wenn man seinen Körper jedoch schrittweise und regelmäßig darauf vorbereitet und auch nicht zu lange im Wasser bleibt, dann überwiegen die positiven Aspekte allemal. Mir ist es wichtig, nicht ganz alleine in den See zu steigen und immer jemanden zu haben, der dabei ist. Das kann ein Mitschwimmer, aber auch jemand am Ufer sein, der gegebenenfalls eingreifen kann, sollte doch einmal etwas passieren. Da das Blut nach dem Baden ziemlich kalt ist, wickle ich mich sofort nach dem Abtrocknen in eine warme Decke und gehe ohne Umwege nach Hause zum Aufwärmen. Dort warten dann schon ein heißer Tee und ein gutes Frühstück auf mich. Was man definitiv nicht machen sollte, ist sportliche Betätigung unmittelbar nach der Abkühlung. Das macht der Körper nicht mit. Wenn schon Sport, dann unbedingt davor.
Ein Jungbrunnen für Körper, Geist und Seele
Neben dem Nervenkitzel, den ich jeden Tag beim und kurz vor dem Baden erlebe, sind mir auch die gesundheitlichen Aspekte überaus wichtig. Wie schon gesagt, krank war ich schon über zehn Jahre nicht mehr und auch sonst hat sich mein tägliches Bad überaus positiv auf mich und meinen Körper ausgewirkt. Ich bin fitter und ausgeglichener denn je. Das bestätigt mir auch immer wieder mein Arzt, der ebenfalls auf die positive Wirkung schwört. Durch die Kälte nehmen die Leukozyten im Blut deutlich zu, sodass ein viel größerer Schutz vor Entzündungen gegeben ist. Außerdem wirkt die Kälte auch jeglicher Art von Muskelkater entgegen, was mittlerweile auch Spitzensportler in ihrem Training regelmäßig einsetzen. Durch den höheren Testosteronspiegel wird auch die Leistung generell gesteigert. Das würde ich so sofort unterschreiben. Neben den gesundheitlichen Aspekten kann ich nur sagen, dass meine Haut viel straffer ist, sich meine Hände immer warm anfühlen und ich auch wesentlich fitter und motivierter in den Tag starte. Und in der Nacht schlafe ich dann auch tief und fest und träume von meinem nächsten Bad.
Ehrlich gesagt könnte ich mir nicht vorstellen was passieren müsste, damit ich diese morgendliche Routine wieder über Bord werfe. Probieren Sie es doch einmal aus, es wird sicherlich auch bei Ihnen wie ein Jungbrunnen wirken. Für Fragen stehen wir natürlich immer zur Verfügung. Sprechen Sie uns einfach an, wenn Sie uns beim Baden sehen. Aber bitte nicht unmittelbar nach dem Schwimmen. Da müssen wir uns erstmal abtrocknen und in die warme Decke hüllen…