Leise plätschert der Weißbach hinter der Naturpark-Hütte Waltlmühlsäge, ansonsten herrscht die heitere Stimmung eines perfekten Ferientages mitten in den Salzburger Bergen. Weiter unten im Tal mündet der Bach, der hoch oben in den Berchtesgadener Alpen entspringt, in die Saalach, in deren Fluten sich mutige Wassersportler wie Kanuten und Rafter wagen. Hier heroben, auf rund 800 Meter Seehöhe, herrschen angenehme Temperaturen: Beste Voraussetzungen also für eine mehrstündige Wanderung, auf der neugierige Walddetektive und Wasserforscher den Naturpark Weißbach und seine Besonderheiten genauer unter die Lupe nehmen. Und tatsächlich teilt Naturpark-Guide Sabrina sogleich Becherlupen und Fragebögen aus. „Erst wenn ihr alle Fragen richtig beantwortet habt, seid ihr offizielle Walddetektive“, erklärt sie den umstehenden Kindern, die es kaum erwarten können. Sie wollen los – ab in den Wald! Ab ins Abenteuer!
„Walden“ – auf den Spuren eines Naturkenners
Der WaldErlebnisWeg wurde 2010 errichtet und trägt in Anlehnung an Henry David Thoreaus berühmtes Buch den Namen „Walden“. Thoreau veröffentlichte sein Werk 1854, nachdem er für mehrere Jahre abgeschieden in einer Blockhütte im Wald gelebt hatte. Und so findet sich hier im Naturpark Weißbach auch eines seiner Zitate am Startpunkt des Themenweges: „Fischer, Jäger, Holzfäller und alle, die ihr Leben im Feld und Wald verbringen, sind in gewissem Sinne selbst ein Teil der Natur und oft besser geeignet, sie zu beobachten, als Philosophen und sogar Dichter, die ihr mit bestimmten Erwartungen gegenübertreten.“ Der Kaisermantel hingegen weist den Kindern den Weg von Station zu Station: Der Schmetterling mit seiner tieforangen Färbung lebt tatsächlich hier im Naturpark und mit ein bisschen Glück werden ihm die Kinder auch begegnen.
Das Reh springt zwölfmal so weit wie ein Floh
„Insgesamt liegen auf dem Weg neun Stationen“, erklärt Sabrina den Eltern, während ein paar Kinder bereits neugierig vorauslaufen. „Werden alle Fragen richtig beantwortet, ergibt sich daraus ein Lösungswort, das viel mit dem zu tun hat, was wir heute sehen und erleben.“ Zu weiteren Erörterungen kommt sie in diesem Moment nicht, denn schon erklingt ein lauter Ruf: „Hier ist er: Ich hab ihn gefunden. Ein Schmetterling und die erste Station!“ Voll Enthusiasmus finden sich die Kinder an einer kleinen Weitsprunganlage ein. Hier heißt es, sich mit den wilden Tieren des Naturparks zu messen. Während Johannes es immerhin schafft, den halben Meter eines Flohs zu springen, nimmt es Katharina sogar mit der Waldmaus auf: 70 Zentimeter. Das ist schon allerhand! Das Wildschwein mit vier Metern und das Reh mit sechs Metern bleiben in weiter Ferne. Dennoch äußerst zufrieden mit ihren Leistungen zieht die kleine Gruppe weiter. Langeweile beim Wandern war gestern, Walden ist heute!
Was hat ein Ameisenhaufen mit einem Eisberg gemeinsam?
An der zweiten Station begegnen die Kinder einer ganz besonderen Pflanze, die ausschließlich in alpinen Wäldern vorkommt: dem „Stinkenden Hainsalat“. „Und wonach riecht der?“ fragt Sabrina die Kinder. „Nach Katharinas Sportsocken“, giggelt Johannes. Nicht ganz: Die richtige Antwort lautet „Kartoffeln“ und damit ist der erste Buchstabe des Lösungswortes auch schon erarbeitet. Und so geht es weiter: Manchmal im Gänsemarsch, wenn der Pfad ganz schmal wird, manchmal nebeneinander laut plappernd, aber immer entlang des rauschenden Weißbaches. Bäume müssen erkannt und Gegenstände ertastet werden. Die Kinder erfahren, dass Pilze das Totholz zersetzen und dass ein Ameisenhaufen in seinem Aufbau einem Eisberg ähnelt: Über der Erde ist nur etwa ein Drittel des Ameisenhaufens sichtbar, unter der Erde ist er doppelt so groß.
Durch den Schluchtwald zur Medaillenübergabe
Im Schluchtwald sind die Kinder beeindruckt von der Vielzahl an Epiphyten. „Das sind Aufsitzerpflanzen, die auf anderen Pflanzen und Bäumen wachsen. Hier im Schluchtwald herrscht eine extrem hohe Luftfeuchtigkeit bei relativ gleichbleibendem Klima und das begünstigt das Wachstum der Epiphyten“, erläutert Sabrina. Die Kinder gucken beeindruckt: Die uralten Bäume ringsum vermitteln ein wenig Urwald-Feeling. Da passt es gut, dass sich ganz in der Nähe eine wackelige Wiege befindet, in der man – ähnlich wie Tarzan und Jane – mit Blick ins Grüne schaukeln kann.
Am Ende der Wanderung haben alle Kinder – mit oder ohne Hilfe der Eltern – das Lösungswort erraten: Walderdbeeren wurden genascht, kleine Tiere unter der Becherlupe betrachtet und wieder frei gelassen. Oben angekommen verteilt Sabrina die Medaillen und kürt die Kinder offiziell zu „Walddetektiven und Wasserforschern“. Nun muss nur noch entschieden werden, auf welcher Almhütte oder Jausenstation im Naturpark Weißbach das große Ereignis gefeiert werden soll.