Wasser ist mein Element und es gibt wenige Wassersportarten, die ich nicht schon ausprobiert habe. Auch beim Stand-Up-Paddeln – auf einem breiten Surfboard stehend bewegt man sich mit einem Stechpaddel voran – habe ich schon einige Runden auf dem Zeller See gedreht. Auch Yoga ist mir nicht fremd, denn beim Bergyoga auf der Schmitten und diversen Yogastunden im Surfurlaub habe ich Bekanntschaft mit Cobra und Sonnengruß gemacht. Doch die Kombination SUP und Yoga, die vom Windsurf- und SUP-Center in Zell am See angeboten wird, hört sich nach einer perfekten Herausforderung für Balance und innere Ausgeglichenheit an.
Mit SUP-Yoga zur Bikinifigur
Maria Grosslercher ist Physiotherapeutin, Mental- und Yogatrainerin. Gemeinsam mit Heinz Seidl, dem Inhaber des SUP-Centers, hatte sie in einer Yoga-Stunde die Idee zu dieser ausgefallenen Kombination. Maria erklärt: „Yoga am SUP-Board ist Fitness und gut für die Seele. Die Stille und Weite des Wassers beruhigt und nach den, die Balance fordernden, Übungen wie Taube, Krieger, Cobra oder Hund beenden wir die Stunde immer mit der Totenstellung. SUP-Yoga bewegt und strafft den Körper – der perfekte Weg zur Bikini-Figur! Und bevor wir an einer ruhigen Stelle mit den SUPs vor Anker gehen muss erst mal gepaddelt werden. Wer danach noch Lust auf eine SUP-Runde hat, kann sich von Heinz in die richtige Technik einweisen lassen.“
Gesagt getan, und eines ist schnell klar, als wir auf den voluminösen Boards in See stechen: Von der inneren Ausgeglichenheit sind die meisten SUP-Neulinge anfangs weit entfernt. Mit zaghaften Paddelschlägen und wackeligen Knien bewegen sie sich auf den ersten Metern fort – nur nicht ins Wasser fallen … Doch schnell findet jeder seine Balance und die etwas verkrampften Muskeln lockern sich mit jedem zurückgelegten Paddelschlag. Die Rumpf- und Bauchmuskulatur freut sich bei dieser Bewegung und zielstrebig führt uns Maria in eine stille Bucht nahe des Naturschutzgebiets. Die Wasseroberfläche ist hier spiegelglatt und im klaren Wasser unter uns sehen wir die Fische vorbeischwimmen. Wir gehen vor Anker und Maria erklärt: „Yoga ist Lebenseinstellung und eine Wohltat für Körper, Geist und Seele. Wir starten mit den ersten Asanas – und ihr werdet sehen, dass mit der instabilen Komponente des Wassers selbst die versierten Yogis unter euch gefordert werden.“
Der Krieger fällt ins Wasser
Unsere Yogakleidung besteht aus Bikinis und Badehosen und statt Räucherstäbchen, Gong und Klangschale sorgt die Natur hier für ihren meditativen Beitrag: Es riecht nach würziger Seeluft, und ab und zu trägt eine leichte sommerliche Brise den Duft von frisch gemähtem Gras über das Wasser zu uns Yogis heran. Das leichte Plätschern der Wellen und Vogelgezwitscher aus dem nahen Schilf bilden die Hintergrundmusik unserer Yogastunde – unterbrochen von einem kräftigen Platsch, als ,der Krieger’ ins Wasser fällt. Ein Teilnehmer machte bei dieser Übung einen unfreiwilligen Abgang, lachend klettert er aufs Board zurück. Je herausfordernder die Übungen werden, desto öfter hört man dieses Platschen eines Teilnehmers. Bei den sommerlichen Temperaturen kann es natürlich auch sein, dass nicht die fehlende Balance, sondern der Wunsch nach Abkühlung den einen oder anderen Yogi zu einem Zwischenstopp im Wasser bewegt.
Die Taube und der Karpfen
Der Blick ist nach vorn gerichtet, ich atme mich frei und bleibe im Fluss. Das am Anker fixierte Board treibt dabei sacht um seine Achse und verschafft mir so während der Übung wechselnde Perspektiven. Mal sehe ich die grünen Hänge der Schmittenhöhe, mal blicke ich auf das Ostufer mit Thumersbach und dem Hundstein und dann wieder fällt mein Blick auf das imposante Steinerne Meer im Norden. Mit jedem Atemzug wird der Körper entspannter und ich spüre, wie der Stress von mir abfällt. Die Weite des Sees öffnet den Geist und mühelos folgen wir nun den leisen Anweisungen von Maria. Als nun die ganze Gruppe in perfekter stiller Harmonie in der Yogapose „Taube“ verharrt, denke ich lächelnd, was für ein malerischer Anblick dies für die Fische unter uns sein muss. Ich blinzle verstohlen auf die Wasseroberfläche und siehe da, ein kapitaler Karpfen blickt mir entgegen. Überrascht und laut lachend verliere ich nun prompt selbst meine Balance und kippe ins angenehm warme Wasser.
Totenstellung mit Weitblick
Das Ende unserer SUP-Yogastunde ist beinahe erreicht und zum Abschluss nehmen wir die Totenstellung ein. Wir legen uns auf den Rücken und das SUP-Board bewegt sich sanft schaukelnden auf dem Wasser. Der Blick ist in den Himmel und auf die langsam dahinziehenden Schäfchenwolken gerichtet. Da kann man so richtig die Seele baumeln lassen! Auf dem Rückweg zum Ufer treffen wir auf Heinz Seidel, der selbst eine kleine Tour mit dem SUP unternimmt. Heinz Seidl ist der Pinzgauer Pionier des SUP. Bereits 2007 stand er auf Mauritius auf dem SUP und surfte damit die Wellen. Am Zeller See eröffnete er vor acht Jahren das SUP-Center. Der mehrmalige Windsurf-Staatsmeister bietet an, uns zu zeigen wie man sich mit kraftvollen Paddelzügen am SUP mühelos übers Wasser bewegt.
So folgt auf die Entspannung nun noch ein ziemlich forderndes SUP-Workout mit dem Profi, der uns schnelle Turns und akrobatische Manöver auf dem Board vorführt. Der eine oder andere Abgang in den Zeller See ist dabei natürlich vorprogrammiert, doch dank der neu gewonnenen Balance bewegen wir uns alle schon unglaublich sicher auf dem Brett. Nach SUP-Yoga und einer Paddelrunde ist der Geist frei, der Körper gestählt – jetzt darf nochmal der Spaßfaktor in die Höhe schnellen. Die ganze Gruppe stellt sich auf das einzigartige XL-SUP und paddelt im Einklang los! Der neu gewonnenen Balance sei Dank, bleibt ein unfreiwilliger Abgang in das erfrischende Nass aus!